Der kleine Junge und die Echomaschine - eine Geschichte aus dem Alltag
- Kyra Brandenburg
- 10. Aug. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Juli 2024

Vor ein paar Tagen hatte ich ein sehr spezielles Erlebnis.
Vormittags saß ich am Rechner, in einer Büroarbeit vertieft, bei der ich mich sehr zu konzentrieren hatte. Plötzlich drangen seltsam hallende Laute und Stimmen an meine Ohren, als ob Kinder im Treppenhaus laut schreien und sprechen. Ich machte die Wohnungstür auf. Stille im Treppenhaus. „Mh, sehr seltsam …“, dachte ich mir. Kaum saß ich wieder an meinem Rechner, ging der Lärm weiter. „Naja, das wird wohl nicht lange dauern. Kinder hören ja irgendwann auch wieder auf …“, versuchte ich mich zu beruhigen.
Doch nach einer Stunde hatte sich nichts gebessert. Es war ein blecherner Klang, gepaart mit einer Kinderstimme, die seltsame lang gezogene Laute und Geräusche von sich gab. Teilweise klang es, als ob Außerirdische oder Wesen aus einer anderen Dimension sich unterhalten würden. „Was SOLL mir DAS JETZT sagen? Warum ist denn jetzt so was?“, fragte ich mich leicht genervt. Mit der Zeit stieg meine Anspannung. Mein Fokus lag immer mehr auf den Geräuschen, die ich nicht mehr ignorieren konnte.
In der Hoffnung, dass es doch noch aufhört und um mich zu entspannen, machte ich eine kleine Pause. Ich setzte mich auf das Sofa und aß ein Müsli mit Nüssen, die sollen ja gut für die Nerven sein. ;-) Während ich so auf dem Sofa saß, spürte ich in mich hinein und stellte fest, wie angespannt und genervt ich war und dass ich dabei war Kopfschmerzen zu entwickeln. „Okay, so geht das nicht. Jetzt ist es gut. Ich gehe jetzt runter und spreche mit der Mutter!“, entschied ich. Ich war etwas im Zwiespalt, denn natürlich sollten Kinder spielen dürfen. Aber wenn es zu Lasten meiner eigenen Gemütslage ging, war es an der Zeit, zu handeln. Alles hat seine Grenzen. Nach etwa zehn Minuten hin- und herüberlegen, inklusive der Überlegung, wie ich die Mutter sensibel auf den Lärm aufmerksam machen könnte, und angesichts des Eindrucks, dass der Lärm kein Ende nehmen würde, raffte ich mich auf und ging entschlossen die Treppe hinunter.
Ich hörte noch kurz an der Tür. Der Krach kam eindeutig aus der Wohnung. Ich drückte den Klingelknopf, die Tür ging sofort auf und die Mutter steckte ihren Kopf durch die Tür. „Ja, ich weiß. Es ist zu laut. Ich mache die Maschine sofort aus. Es tut mir leid“, erklärte sie bereits wissend. „Ja, man hört es bis oben! Es nervt langsam,“ entgegnete ich. Sie entschuldigte sich noch einmal und wollte die Tür schließen. Plötzlich machte sie die Tür wieder weiter auf und sagte: „Es war gut, dass sie gekommen sind und geklingelt haben. Danke. Jetzt haben die Kinder etwas Angst bekommen.“, meinte sie schmunzelnd. „Bitte schön“, antwortete ich etwas irritiert. Als ich die Treppe wieder nach oben ging, war ich mir nicht sicher, wie ich das Ganze finden sollte.
Hier sind jetzt verschiedene Betrachtungsweisen denkbar. Man könnte sich fragen, warum sie nicht schon früher für Ruhe gesorgt hat, wenn ihr bewusst war, wie störend der Lärm ist. Immerhin stellt dieser Lärm auch für die anderen Bewohner des Hauses eine Belästigung dar. Hat sie ihre Kinder nicht im Griff? Ist es förderlich, Kinder mit Angst zu erziehen? Warum musste ich überhaupt hinuntergehen und mich beschweren? In solchen Momenten können wir oft schnell urteilen, ohne den vollen Kontext zu kennen. Vielleicht gab es Gründe für ihre Handlungsweise, die ich natürlich nicht kenne.
Ich habe mich für diese Sichtweise entschieden:
ich war froh, dass sie verbindlich war und sofort die Maschine ausgestellt hatte. Ein weiterer Gedanke, der mir kam, war, dass ich möglicherweise dazu beigetragen habe, ihr die zukünftige Erziehung etwas zu erleichtern. So kann sie, wenn es wieder mal zu laut ist, ihre Kinder ermahnen, dass gleich jemand kommt und sich beschwert.
Für mich persönlich habe ich nochmal vertiefen dürfen, mich zu spüren, meinen Bedürfnissen gegenüber ehrlich zu sein, meine Grenzen anzuerkennen und für mein Wohlbefinden zu sorgen. Gleichzeitig habe ich erkannt, dass es möglich ist, dass eine zunächst unangenehm erscheinende Handlung unter Umständen auch positive Auswirkungen auf andere haben kann. Diese Geschichte hat mich weiter bestärkt, meiner inneren Stimme zu vertrauen und ihr zu folgen.




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